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2014

Du bist vom selben Stern – wie ich

„Na, dann haucht mich mal an!“, fordert Anja Bublitz die sechs Menschen vor ihr mit einem großen Lächeln und aufmunterndem Blick auf. Anja Bublitz, das ist die Sängerin von Godewind. Und die Sechs, die da mit ihr am Tisch sitzen, sind Beschäftigte aus Werkstätten für Menschen mit Behinderungen. Sechs von zwölf Teilnehmenden beim diesjährigen Workshop für „musik in uns“ im Rendsburger Martinshaus. Birthe, Brigitte, Sabrina, Yvonne, Mario und Tim haben sich fürs Singen entschieden. Und legen auch gleich los: Auf Anjas Geheiß schmettern sie ihr ein kräftiges „Hu-hu“ entgegen – denn so beginnt das Lied „Vom selben Stern“ der Gruppe ich+ich. Im Refrain heißt es „Du bist vom selben Stern – wie ich“. Ein passendes Eingangslied für ein Musikfestival, bei dem es um die Begegnung von Menschen mit und ohne Handicap geht.

Gewünscht hat sich dieses Lied Yvonne Krebs. Die 19-Jährige aus der Husumer Werkstatt ist noch ein bisschen zurückhaltend, was das Singen angeht. Aber das wird sich in den drei Tagen, die die Workshop-Teilnehmenden plus die vier Vollblut-Musiker von Godewind miteinander verbringen, noch ändern. Insgesamt neun Lieder studieren die Beschäftigten aus den Werkstätten in Fockbek, Eckernförde, Hohenwestedt und Husum ein: Schlager, Oldies, ein bisschen Folk, ein bisschen Pop – gesungen wird, was gefällt! Die Zwölf haben verschiedene Songs vorgeschlagen, die Profis von Godewind prüfen, was sich auch umsetzen lässt. Denn nicht nur die Sängerinnen und Sänger vorn am Mikro sollen sich einbringen können, sondern natürlich auch die Musiker: Marcus, Berndt und Uli greifen in die Bass- bzw. Gitarrensaiten, während Volker und Felix für die schwarzen und weißen Tasten zuständig sind. Volker am Akkordeon, Felix am Keyboard. Als letzter und lautester unter den Instrumentalisten ist Benjamin: Er sitzt am Schlagzeug und sorgt für den Rhythmus.

„In unseren Augen warmer Glanz“

Auch wenn der Altersunterschied bei bis zu 35 Jahren liegt, die einen gern Howard Carpendale hören und die anderen Heavy Metal, so verbindet die vier Frauen und acht Männer die Begeisterung für Musik. Die Textzeile „In unseren Augen warmer Glanz“ aus dem ersten Lied, das einstudiert worden ist („Vom selben Stern“), passt genau. Am Ende der drei Tage sind sie nicht einfach mehr zwölf Teilnehmende – sondern eine Band. „Die brennenden Herzen“ nennen sie sich, angelehnt an die Textzeile „Mein Herz, es brennt“ aus dem Schlager von Beatrice Egli. Und dass ihre Herzen natürlich für Musik brennen, muss nicht mehr erwähnt werden.

Das wurde nicht erst beim Abschlusskonzert klar, bei dem die Band das erste Mal auf einer Bühne, das erste Mal vor echtem Publikum stand: Verwandte, Freunde und Kollegen sind extra nach Rendsburg gekommen, um „Die brennenden Herzen“ anzufeuern und zu applaudieren.

Bevor am 1. November das eigentliche Konzert ansteht, auf dem außer den „Brennenden Herzen“ auch Godewind und 4 Way Street auftreten, kann man die zwölf Musikbegeisterten  vielleicht schon am 27. Juni im Rahmen der der Kieler Woche auf dem KRACH-MACH-TACH hören. Die Bewerbung dafür läuft. Und jetzt, um es mit ich+ich zu sagen: „Fenster auf, Musik ganz laut!“

Das sind „Die brennenden Herzen“:  Sabrina Biermann, Benjamin Born, Birthe Friedrichsen, Brigitte Garnitz, Marcus Grunow, Berndt Hartmann, Uli Hausdörfer, Yvonne Krebs, Mario Randschau, Tim Schimansky, Felix Schurat und Volker Zellmer (v. l. n.r.)

Sabrina BiermannBenjamin BornBirthe FriedrichsenBrigitte GarnitzMarcus GrunowBerndt HartmannUli HausdörferYvonne KrebsMario RandschauTim SchimanskyFelix SchuratVolker Zellmer